Ein Blog ist ja im Prinzip nichts anderes als ein Tagebuch. Deswegen ergibt (und nicht etwa macht) es Sinn, an dieser Stelle einen Tag zu beschreiben. Völlig unrepräsentativ und deswegen interessant war der 30. Dezember:
0.00h – Betreten der Suzie-Wong; unerwartetes Antreffen alter Jahrgangsalkoholiker aus der Gymnasialzeit; Konsum einer Flasche Bier; laue Unterhaltungen
2.30h – Aufbruch; eine zunehmend dicke Schneedecke ab Lappersdorf erschwert die Heimfahrt per Fahrrad; zum Ende hin hohe Steigung bei niedrigen Temperaturen
3.00h – Ankunft in Lappersdorf; Abspülen des Geschirrs des Tages; Packen des Reisegepäcks; Bereitlegen von Reisedokumenten; Überprüfen der Fahrtauglichkeit des wertarmen Zweitrades mit eher negativem Ergebnis
4.00h – Eine Stern-TV-Reportage zum Thema „Euro doch kein Teuro“ bestätigt meine in zahlreichen Diskussionen auf einsamer Flur verteidigten Positionen und verhindert ein sofortiges Einschlafen; anschließend Schlaf
5.30h – Klingeln des Weckers, anschließendes Aufstehen; Ausschalten von Strom und Heizung; Aufpumpen des Fahrrads
6.00h – Abfahrt mit dem wertarmen Zweitfahrrad; mangels funktionierender Bremsen übersteigt die Geschwindigkeit beim Herabfahren des mit Schnee bedeckten Hohen Sandes kaum 10 km/h; gelegentlicher Einsatz der Füße zur Geschwindigkeitsreduzierung; leichtes Unwohlsein aufgrund scharfer Kälte und Schlafmangels
6.30h – Ankunft Regensburg Hbf; Lösen des Bahntickets; Ausdruck des Bahntickets für Paris-München in drei Wochen; Kauf eines Tomaten-Mozzarella-Baguettes
6.43h – Abfahrt mit dem Regionalexpress; Farbe der Augäpfel: Tiefrot; Wirkung auf andere Fahrgäste: unbestimmt; Lesen von McKinsey Wissen zum Thema deutsches Gesundheitssystem
7.50h – Ankunft in Freising; Umstieg in die MVV-Linie 635; Ticketpreis: 2,20€
8.30h – Ankunft am Terminal 2 des Flughafens München; Lösen eines Boarding-Passes am Quick-Check-in-Automaten; Wahl eines von noch vier freien Plätzen; Konsum von Tee und Mitnahme der Zeit
9.15h – Abflug mit Ziel Toulouse; Einnahme eines Platzes neben einem 18-jährigen Franzosen; gemeinsames Durchschlafen; das lediglich von kurzen Essenspausen unterbrochen wird
11.00h – Ankunft in Toulouse; Hundekot in einem Gang direkt nach der Gepäckausgabe im Inneren des Flughafens als sicheres Zeichen, nun wieder in Frankreich zu sein; Busfahrt zur Wohnung
11.30h – Entsetztes Feststellen, dass die 11 Tage zuvor bestellten Bahntickets nach Barcelona nicht im Briefkasten gelandet sind; Fußmarsch zum Bahnhof; einstündiger Dialog mit einem Schalterbeamten und seiner Chefin, der in die Ausgabe neuer Bahntickets mündet
12.30h – Kauf einer Packung Lasagne im benachbarten Lidl; anschließend Verzehr
13.30h – Kurzer Statusbericht an Vertraute über Instant-Messaging-System; anschließend Gepäckoptimierung sowie erneuter Abmarsch Richtung Bahnhof
14.25h – Abfahrt des Zuges der Reihe Corail nach Narbonne; kurze Unterhaltung mit gegenüber sitzender und offensichtlich mitteilungsbedürftiger, alter Französisin; anschließend kurze Schlafphasen
15.40h – Ankunft in Narbonne; Wiederholung katalanischen Vokabulars und Grammatik am Bahnsteig
16.10h – Abfahrt nach Perpignan; positive Beantwortung der Frage zahlreicher Franzosen, ob dies der Zug nach Perpignan sei; Vertiefung katalanischen Vokabulars und Grammatik
16.43h – Ankunft in Perpignan; Konsum eines entsetzlich schmeckenden Fertig-Sandwiches aus einem Supermarkt; Entdecken eines katalanischen Hörfunkangebots mittels Radio-fähigen MP3-Players; Genuss katalanischer Nachrichten mit den Themen ETA-Bombenattentat in Madrid und Hinrichtung Sadams
17.20h – Abfahrt nach Port Bou; positive Beantwortung der Frage zahlreicher Franzosen, ob dies der Zug nach Port Bou sei; angenehme Fahrt aufgrund der fehlenden Auszeichnung eines Wagons mit breiten und bequemen Sitzen als erste Klasse; Studium des katalinischen Lehrbuchs mit kalanischen Hörfunkpassagen im Wechsel
18.10h – Ankunft in Port Bou; gezieltes Dahinvegetieren am Bahnsteig
19.20h – Abfahrt nach Barcelona; Kurzzeitger Versuch, durch Querlegen über drei Sitze eine Schlafphase zu erreichen; Aufgeben dieses Versuchs nach dem Einströmen von Passagiermassen; Wiederaufnahme der Lektüre über das deutsche Gesundheitssystem; zum Ende hin apathischer Genuss katalanischen Hörfunks und Betrachten katalanischer Passagiere, die Fahrtdauer von zweieinhalb Stunden über lediglich Löcher in die Luft starrten
21.48h – Ankunft in Barcelona; physisches Treffen der Kontaktperson mit Anhang; Vorschlag dieser Kontaktperson, das Nachtleben Barcelonas zu erkunden
22.30h – Konsum eines Sandwiches „Frankfurt“ mit Senf und Wurst sowie einer Dose Fanta in der Innenstadt von Barcelona
22.45h – Betreten eines Billiardlokals; Bestellen eines andalusischen Bieres zum für Barcelona sehr hohen Preis von 3,50€; sechs Partien Billiard mit abnehmender Zielgenauigkeit; teils erfolgloser Versuch, sportliche Defizite durch humoristische Einlagen in Katalanisch auszugleichen
23.59h – Weiterhin Billiardspiel, das noch bis etwa 1.30h andauern würde und nach dem ich um 2.00h in der Hospitationsfamilie ankommen würde, in der ich wiederum nach kurzem Abendessen um 2.30h einschlafen würde; subjektiver Eindruck der körperlichen und geistigen Reserven zu diesem Zeitpunkt: erschöpft.